Arbeit

Arbeit
   ist ein Begriff, mit dem mehrere Fachwissenschaften operieren u. für den sie jeweils genaue Verwendungsregeln aufstellen. Die für die Theologie relevante biblische Tradition enthält grundlegende Perspektiven: Der sich selber offenbarende Gott wird als arbeitender u. als ruhender gesehen; das Kultivieren der Erde u. Bewahren der Schöpfung werden als wesentliche Äußerung der Gottebenbildlichkeit derMenschen verstanden; die grundsätzliche Gleichwertigkeit u. Gleichberechtigung aller Menschen gilt uneingeschränkt, also auch für A. u. Ruhe. Das AT bringt vielfältige soziale Aspekte, darunter das Ruherecht, zur Geltung. Nicht die A. an sich, aber ihre jeweils konkrete Gestalt ist auch negativ gesehen als Folge menschlichen Versagens (Gen , 17 ff.). In beiden Testamenten finden sich heftige Kritik an Arbeitsverhältnissen u. Stellungnahmen zugunsten der Benachteiligten (Propheten; Jak). – Theologische Aussagen über die A. in der Antike (im frühen Mönchtum) u. im Mittelalter treffen für die nach der industriellen Revolution entstandene Arbeitswelt kaum noch zu. Der Arbeitsbegriff der christlichen Philosophie u. Theologie ist sehr weit gefaßt, etwa so, daß jede von ihrem Ziel her bestimmte Tätigkeit, die mit dem Einsatz von Energie Widerstände überwinden muß, A. genannt werden kann. Ruhe (Muße, Kontemplation) wird als komplementäres Element dazu gesehen. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung der A. für die Selbstverwirklichung u. Selbsterhaltung der menschlichen Person deutlich. Für Theologie u. Kirche ergibt sich daraus das Grundrecht des Menschen auf A. (II. Vaticanum GS 25 f ., 65 ). Eine frühere ”Theologie der A.“ machte auch das Mitwirken des Menschen bei der Vollendung der Schöpfung sowie die A. als Sozialgeschehen, als Dienst am Gemeinwohl, geltend. Von großer Bedeutung ist der weit gefaßte Arbeitsbegriff noch bei den Überlegungen zur sinnvollen Gestaltung der Freizeit. Selbstverwirklichung durch A. trifft vor allem bei frei gewählter Tätigkeit zu, in einem theologisch u. spirituell gefüllten Sinn gerade auch bei ehrenamtlicher Tätigkeit in kirchlichen u. sozialen Diensten. – A. im engeren Sinn bezeichnet dagegen die abhängige Lohn-A., zu der die überwiegende Mehrzahl der Menschen wegen der notwendigen ökonomischen Existenzsicherung gezwungen ist. Die moderne arbeitsteilige Marktwirtschaft prägt dieser A. negative Merkmale auf (Zerstörung menschlicher, vor allem auch familiärer Beziehungen; immer stärkere Rationalisierung u. Technisierung; Verstärkung von Befehls- u. Kontrollsystemen; Identitätsverlust; Massenarbeitslosigkeit; Entstehung neuer Klassen;Mitverantwortung bei ökologischen Schäden usw.). Wenn im Blick auf diese Deformierung der A. die kirchliche Soziallehre betont, der Mensch habe Vorrang vor der A., die Arbeit habe Vorrang vor dem Kapital, dann bleibt sie bei aller Dringlichkeit der Appelle doch weithin im Abstrakten.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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  • Arbeit [2] — Arbeit einer Kraft K heißt das Produkt aus der Kraft und dem Wege w ihres Angriffspunktes in ihrer Richtungslinie, also A = Kw. 1 Die Kraft K leistet Arbeit (A positiv), wenn der Angriffspunkt sich in der Richtung von K bewegt, die Kraft K… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Arbeit [1] — Arbeit. Das Produkt Pdp aus der Größe P einer Kraft und der Projektion dp des von ihrem Angriffspunkt M zurückgelegten Wegelementes ds auf die Richtung der Kraft heißt die Elementararbeit der Kraft P längs des Wegelementes ds (Fig. 1). Ist Pt die …   Lexikon der gesamten Technik

  • Arbeit — steht für: Arbeit (Physik), die Energiemenge, die bei einem Vorgang umgesetzt wird Arbeit (Betriebswirtschaftslehre), in der Betriebswirtschaftslehre eine Komponente der Produkterzeugung Arbeit (Philosophie), in der Philosophie das bewusste… …   Deutsch Wikipedia

  • Arbeit — heißt Steigerung zu geistigen Formen. «Gottfried Benn, Provoziertes Leben» Meine Arbeit ist meine eigene Psychotherapie, für die ich obendrein noch Geld bekomme. «Paul Flora [* 1922]; österr. Graphiker und Karikaturist» Zwanghaftes Arbeiten… …   Zitate - Herkunft und Themen

  • Arbeit — Arbeit: Das gemeingerm. Wort mhd. ar‹e›beit, ahd. ar‹a›beit, got. arbaiÞs, aengl. earfođe, aisl. erfiđi ist wahrscheinlich eine Bildung zu einem im germ. Sprachbereich untergegangenen Verb mit der Bed. »verwaist sein, ein zu schwerer körperlicher …   Das Herkunftswörterbuch

  • Arbeit — Sf std. (8. Jh.), mhd. arebeit, ahd. arabeit(i), as. ar␢ed(i) Stammwort. Aus g. * arbaiþi f. Mühsal, Arbeit , auch in gt. arbaiþs, anord. erfiđi, ae. earfođ, afr. arbē(i)d. Das Wort kann ein ti Abstraktum zu einem Verb auf g. * ǣ ja sein (eine… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Arbeit — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • Werk • (Arbeits)Stelle • Job • Mühe • Arbeitskräfte • …   Deutsch Wörterbuch

  • Arbeit — ist ein freier Gebrauch der Kräfte und kommt daher nur dem Menschen zu. Sie ist entweder geistige und nur zur Förderung der geistigen Interessen bestimmt, oder sie ist die sog. produktive Arbeit, welche die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Arbeit — Arbeit, 1) dauernde, angestrengte Anwendung der Körper od. Geisteskräfte zu einem bestimmten Zwecke, s. Arbeiter; 2) das hierdurch Hervorgebrachte. A., die Quelle des allgemeinen Wohlstandes, erst in neuerer Zeit als das allgemein erwerbende… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Arbeit [1] — Arbeit, die von einer Kraft bei Überwindung eines Widerstandes betätigte Leistung. Die geleistete A. ist um so größer, je größer der überwundene Widerstand oder die ihm gleiche, zu seiner Überwindung aufgewendete Kraft und je größer der Weg ist,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Arbeit — Arbeit, im weitern Sinne jede Äußerung einer Kraft zur Überwindung eines Widerstandes, kann durch Naturkräfte, Maschinen, Menschen, Tiere geleistet werden; im engern Sinne die bewußte, menschliche, auf Wertschaffung gerichtete Tätigkeit. Man… …   Kleines Konversations-Lexikon

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